Detailansicht des Papierrahmens vor Salzburger Fassadenfenstern
Am Alten Markt
Vor dem Festspielhaus
Vor dem Festspielhaus
1992 "FENSTER – FASSADE – FACE"

Aktion in der Innenstadt von Salzburg / Österreich im August 1992
Mitarbeiterin und Fotografin: Stefanie Brüning

 

Salzburg – Die Stadt der vielen schmucken Fenster, der freundlich einladenden Fassaden und der unzähligen fremden Gesichter

 

FENSTER – Eine Öffnung, gerahmt, gestrichen und lackiert, bemalt und verziert, verglast, verspiegelt, mit Gardinen verhängt und mit Blumen geschmückt, mit Roll- und Fensterladen verriegelt, versiegelt, vergittert, verklebt und vernagelt, vermauert, verschlossen wie eine Tür oder ein Tor.
Wie definiert sich das Offen und das Geschlossen, das Drinnen und das Draußen, das Davor und Dahinter, das Diesseits und das Jenseits?

FASSADE – Gibt sie ein getreues Spiegelbild oder den passenden Rahmen für eine Stadt ab, für ihre Bewohner wie ihre Besucher, sprich der Massen von sommerlichen Touristen, die auf Mozarts Spuren wandeln und sich von romantischen Gefühlen leiten lassen? Oder ist sie nur ein Zerrbild dessen, was sich tatsächlich dahinter und davor abspielt an täglichen Komödien und Tragödien, in dieser Stadt der Sommerfestspiele, der leichten Muse und des "Jedermann"?

FACE – Haben die Fenster des von barocker Lebensfreude geprägten Baustils der Innenstadt, die den Touristen so offensichtlich, hell und freundlich entgegenleuchten auch eine Kehrseite? Spiegeln die Gesichter (engl. face), bzw. die Mienen ihrer Bewohner etwas von diesem Eindruck wider, oder verbarrikadieren sich die Passanten hinter ihren "Fassaden" und geben nichts von ihren Geheimnissen preis?

 

Das reichverzierte Stuckornament zweier spiegelbildlich angeordneter Villenfenster der Gründerzeit (Format: ca. 1.20 x 2.50 Meter) wurde in Papier abgeformt. D.h. handgeschöpftes Papier wird in feuchtem Zustand über den abzuformenden Gegenstand aufgelegt, leicht angedrückt und mit einem Leim- Kleistergemisch überstrichen. Nach dem Trocknen wird die Papierschicht vom Original vorsichtig abgelöst, an Hinterschneidungen aufgetrennt und später mit Heißkleber wieder zusammengesetzt.

Die beiden Fensterrahmenhälften aus Papier wurden in ein einfaches Gestell aus Bauholz auf Rollen gehängt und an einem Werktag nachmittag durch die Innenstadt von Salzburg geschoben. Der Weg führte vom Residenzplatz zum Dom und Domplatz, über den Alten Markt und durch die Franziskanergasse zum Festspielhaus. Das Gestell mit dem Papierrahmen wurde an exponierten Stellen jeweils für kurze Zeit angehalten und die Reaktionen der Vorübergehenden , das Zusammenspiel mit vorhandener Architektur und Umgebung fotografisch festgehalten. Eine Auswahl der Aufnahmen wurden zu einem Leporello gebunden.

 

1996 wurde der Papierrahmen zum Mittelpunkt der Aktion "Reisekoffer"

 

 

 

 

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